Herzlich Willkommen beim Britzer Hufeisen Verlag

Die Leidenschaft für Bücher muß schon groß sein, wenn man sich in das Abenteuer eines Verlages stürzt, das nicht nur finanzielle Ressourcen, sondern auch Lebenszeit beansprucht, die vielleicht an anderer Stelle fehlen. Aber wie mit allem, so ist es auch mit dieser Entscheidung: jeder muß sie für sich allein fällen. Als Verleger eines kleinen Verlages kann man nur feststellen, dass in jedem Buch ein Stück von einem selbst steckt.

Das ist nicht nur spirituell gemeint, sondern sogar physisch: jedes Buch nimmt einen Teil mit, der nur zurück kommt, wenn es verkauft wird. Wer diese Bücher kauft und liest, der gibt dem Verleger ein Teil seines Lebens zurück. Danke.

Warum gibt es den Britzer Hufeisen Verlag?

In einem italienischen Buch beschriebene Wanderungen über die Hügel in der Umgebung von Florenz begeisterten so sehr, dass man sich fragte, warum gibt es so etwas nicht in deutscher Sprache. Für die fertige Übersetzung wurde ein Verlag gesucht. Leider fand sich kein Verleger, der das Risiko auf sich nehmen wollte. Und so wurde 2010 der Britzer Hufeisen Verlag gegründet. Britzer, weil der Verlag in Berlin-Britz ansässig ist. Hufeisen, weil es Glück und Wohlstand verheißt und einen Bezug zu seinem Standort in der Britzer Hufeisen Siedlung in Berlin hat.

Wer hätte gedacht, daß der Britzer Hufeisen Verlag 2016 schon die vierte Buchübersetzung veröffentlicht hat. Es ist ein Kochbuch der besonderen Art von Paolo Petroni: „Florenz und seine wahre Küche“, das einfache Rezepte der Florentiner Küche enthält. Da in dieser Küche Fleisch, Geflügel, Käse und Ei eine große Rolle spielen, findet man vorrangig Rezepte mit diesen Zutaten. Aber es enthält auch eine Vielzahl vegetarischer und/oder veganer Rezepte, die im Inhaltsverzeichnis als solche gekennzeichnet sind. Sie belegen eine lange Tradition fleischloser Ernährung aus religiösen Gründen oder weil in den einfachen Familien Fleisch ersetzt werden mußte. Außerdem enthält das Buch eine ausführliche Einführung in die Geschichte der Kochkunst in Florenz und welche Einflüsse sie im Laufe der Jahrhunderte erfuhr.

Wer steckt hinter dem Britzer Hufeisen Verlag?

Der Britzer Hufeisen Verlag arbeitet mit externen Korrektoren, Layoutern, Druckern, Buchbindern und Journalisten zusammen. Verleger, Übersetzer, Herausgeber und Verkäufer der Bücher sind ein und dieselbe Person, André Horstmann, der den Verlag neben seiner angestellten Tätigkeit betreibt. Er hat drei Jahre mit seiner Familie in Florenz gelebt. Die Suche nach einem Verlag für das erste Buch hatte den positiven Nebeneffekt, dass man auf ihn aufmerksam wurde und bat, ein eigenes, besser zum Verlagsprogramm passendes Buch zu schreiben. So entstand der „Kirchenführer Florenz“, der 2011 im Seemann Verlag erschien.

Welche Erfahrungen wurden in diesen sechs Jahren im Britzer Hufeisen Verlag gemacht?

Das fertige Buch in den Händen zu halten, auch wenn es sich um fremden, „nur“ übersetzten Inhalt handelt, ist immer wieder ein befriedigendes Erlebnis. Aber es braucht seine Zeit, bis das Buch in den Regalen steht. Die Übersetzung ist einfach im Vergleich zu Lizenzverhandlungen (beim ersten Buch dauerten sie 5 Jahre), Gestaltung, Korrekturlesen, Finden der richtigen Druckerei sowie Werbung und Verkauf. Steuerberater und Finanzamt geißeln das Projekt schnell als Hobby, weil anfangs die Kosten im Vordergrund stehen. Viele gedruckte Buchexemplare im Keller repräsentieren Wert. Verleger sein ist ein teures Hobby. Im Nachhinein betrachtet gilt: „Beginne klein, aber immer mit einem großen Ziel vor Augen.“ 2011 veröffentlichte der Britzer Hufeisen Verlag „Florenz und seine Hügel“ von Luciano Artusi als sein erstes Buch in deutscher Fassung. "Florenz und seine Hügel" ist das bisher erfolgreichste Buch des Verlages.

Welche Bücher soll man zur Übersetzung und Veröffentlichung auswählen?

Herz und Gefühl spielen eine große Rolle. Entweder ist es ein Thema oder eine Person, die interessieren. So faszinierte 2012 die Persönlichkeit des damaligen Bürgermeisters von Florenz, Matteo Renzi, der sich aufmachte, das politische Establishment in Italien aufzumischen. In seinem Buch „Raus – Politik mit offenem Visier“ beschreibt er seinen Werdegang, seine Ambitionen und wie er sein Ziele erreicht hat. Ein interessantes Beispiel einer politische Karriere in der heutigen Zeit. Auf seinem Weg zum Bürgermeisteramt in Florenz, hatte Renzi viele Widerstände zu überwinden. Damals hat niemand vermutet, dass er 2014 als 38jähriger das Amt des Ministerpräsidenten in Italien antreten würde. Das Buch von Matteo Renzi wurde als deutsche Erstausgabe im Britzer Hufeisen Verlag übersetzt und 2012 herausgegeben.

 

 

Was macht man mit Büchern unbekannter Autoren?

Hat man sich in ein Thema verliebt, liest sich das Buch gut und bietet originelle Gedanken, dann wird geprüft, ob die Rechte verfügbar sind. Sind sie verfügbar, dann kribbelt es schon und man vergißt wie viele Bücher jedes Jahr auf den Markt geworfen werden und wie viele als Makulatur enden. 2014 hat der Britzer Hufeisen Verlag „Florenz retten – Provocatio ad populum florentinum“ in deutsch veröffentlicht. Der Autor, Luca Doninelli, ein Großenkel des Florentiner Malers Ottone Rosai ist in Deutschland unbekannt und ein großer Erfolg war nicht zu erwarten, obwohl das Buch für einen Florenz-Liebhaber eine Herausforderung ist, denn es polemisiert über die Florentiner, die auf Kosten der Vergangenheit leben und mit diesem Verhalten die Stadt ruinieren. Aber diesmal war der Verleger vorsichtig und hat nur eine sehr kleine Auflage drucken lassen, denn mit den heutigen technischen Mitteln von Print-on-Demand ist ein Nachdruck schnell möglich.

 

Wie sehen die Planungen im Britzer Hufeisen Verlag aus?

Erst einmal wird „Florenz und seine wahre Küche“ vermarktet. Dann soll ein neues Projekt angegangen werden. Sicherlich steht eine Überarbeitung des Hügel-Buches an, denn die Rechte laufen Ende nächsten Jahres aus. Außerdem soll auch einmal ein anderes Thema angegangen werden, möglicherweise eine Übersetzung aus einer anderen Sprache. Florenz bleibt spannend und in den Verlag würde ein Autor mit richtig guten Florenz-Krimis passen.